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Die Geschichte des modernen Drachenbootes , einmal aus einer etwas anderen Perspektive.
(Der nachfolgende Artikel ist zur Veröffentlichung, auch auszugsweise, freigegeben.)
1990 , Wendezeit im Osten. Nichts ist mehr so wie es einmal war. Resignation bei denjenigen, die Nutznießer des alten Systems waren, Aufbruchsstimmung und viel Hoffnung in die Zukunft dagegen bei denen, die sich für diesen Umbruch eingesetzt hatten oder aber auch nur nun Ihre neuen Chancen erkannten und umsetzen wollten.
In dieser Zeit war alles möglich. Träume wurden zu Ideen und wer den Mut hatte, lebte nun seine Träume.
In dieser Zeit erschien in Schwerin ein Mann, Manfred Russ ( Rechtsanwalt ), aus dem Westen. Er suchte eine Firma, die ein spezielles Boot für ihn bauen sollte. So kam es, dass er die einzige Bootswerft in Schwerin, die Firma Boatec GmbH, vor der Wende „VEB Wiking“, schnell ausfindig gemacht hatte und hoffnungsvoll seine Idee vortrug.
Nun war es aber so, dass er damals nicht der Einzige war, der für seine Ideen eine ausführende Firma suchte. Viele „Glücksritter“ ob aus dem Westen oder Osten, durchstreiften das Land. Viele Firmen verbrannten sich an ihnen die Finger und lernten aus diesen Erfahrungen. Andere wiederum verloren die Bodenhaftung und ruinierten sich. Aber es kamen auch viele Menschen aus den alten Bundesländern, die ernsthaft die Chance ergreifen wollten in einer historischen Zeitenspanne mitzuhelfen und aufzubauen, was am Boden lag.
Mit diesem Erfahrungsschatz ausgestattet hörte die Geschäftsleitung des Bootsbauunternehmens, nachsichtig lächelnd, dass 1989 zum Hafengeburtstag in Hamburg ein traditionelles asiatisches Drachenboot gefahren sei. Dieses Boot hätte eine über 2000 jährige Geschichte, und eine traurige Legende über den chinesischen Staatsmann und Poeten Qu Yuan sei die Basis für die noch heute lebendigen traditionellen Aktivitäten in Asien.
Die dann gezeigten Bilder und Zeichnungen des Bootes machten aus dem anfänglichen Lächeln in den Gesichtern der Bootsbauer ein breites Grinsen.
Was man zu sehen bekam, entsprach in keiner Weise den Erwartungen.
Ein 12,5 m langes und sehr schmales hölzernes Paddelboot, bunt bemalt, am Bug mit einem riesigen bunten Drachenkopf verziert, eine herausragende Zunge und auf den langen Füllern aufgesteckte bunte Ping Pong Bälle, am Heck ein golden verzierter Drachenschwanz. Das war nun in keiner Weise ein Produkt mit dem man gerechnet hatte , geschweige denn, dem man eine Chance gab vermarktet werden zu können. Man sah dieses Boot eher in einem Erlebnispark oder auf einem Rummelplatz.
Es lag aber nicht in der Natur des Manfred Russ einfach aufzugeben. Hartnäckig und überzeugend zeichnete er die Vision einer sich in Europa ausbreitenden neuen Fun-Sportart in den Raum. Niemand ahnte damals, wie sehr er Recht haben sollte.
Da er mit seiner Kanzlei nach Schwerin gezogen war und von seinem Bürofenster aus direkt auf den Pfaffenteich schauen konnte, war auch die Idee nicht weit hergeholt, auf diesem hervorragend platzierten Stadtsee ein Drachenbootevent mit den noch zu bauenden Booten zu organisieren.
Man musste ihm einfach zuhören, das Grinsen in den Gesichtern seiner Zuhörer interpretierte er wohl als Zustimmung. Eine Bereitschaft ein wirtschaftliches Risiko für diese Produktidee zu übernehmen gab es seitens der Bootsbauer jedoch nicht.
So beauftragte er einfach den Bau der ersten 3 Drachenboote und seine zündende und überzeugende Art ließ auch die Schweriner Entscheidungsträger im Rathaus nicht kalt. Der Pfaffenteich wurde für das Drachenbootspektakel freigegeben.
Um einen Anhaltspunkt für die Konstruktion zu erhalten beschaffte er ein originales Drachenboot. Da niemand mit einer größeren Stückzahl an zu bauenden Booten rechnete, wurde eine sehr kostengünstige einfache Produktionsform hergestellt. Schnell standen dann 3 urtümlich anzuschauende ca. 600 kg schwere Drachenboote zur Auslieferung bereit.
Manfred Russ kümmerte sich selbst um die Gestaltung der riesigen Drachenköpfe.
1991 fand dann auf dem Schweriner Pfaffenteich das 1. Schweriner Drachenbootfestival statt. Diese Veranstaltung war ein riesiger Erfolg und ist definitiv als die Geburtsstunde des Drachenbootsportes in Deutschland gewesen.
Im Jahr 1992 wurde dann die Firma BuK Boots- und Kunststoffbau GmbH gegründet. Firmengründer waren die Männer, die anfangs so ungläubig den Geschichten des Manfred Russ gelauscht hatten und dann die ersten Drachenboote in Deutschland bauten.
Diese Firmengründung war für die Bootsbauer Bernd Hocker und Andreas Stankewitz der Schritt in die Selbstständigkeit, nachdem die Firma in der sie einmal gelernt hatten durch die Treuhand liquidiert wurde.
Als Manfred Russ dann wiederum vor den Männern stand, brauchte er keine Überzeugungsarbeit mehr leisten. Schnell waren drei weitere neue Drachenboote zur Verstärkung der bereits bestehenden Flotte beauftragt und gebaut.
Zwischenzeitlich gründete sich in Deutschland der Deutsche Drachenbootverband.
Weltweit gab es in Europa zu dem damaligen Zeitpunkt bereits mehrere nationale Verbände, die sich im Europäischen Drachenbootverband organisierten. Auch einen internationalen Weltverband gab es bereits.
Der Drachenbootsport war also bereits auf dem Vormarsch, kurios war dabei jedoch, dass sich hier eine neue Sportart entwickelte ohne über ein einheitliches Sportgerät zu verfügen.
Traditionell werden in Asien in jeder Region andere Drachenboottypen gefahren. Selbst innerhalb einer Region gibt es zwischen den Booten große Abweichungen. Das ist nicht weiter verwunderlich. Die Grundkonstruktion der Drachenboote ist älter als 2000 Jahre alt. Die handwerklichen Fähigkeiten und das Wissen um diese Boote wurden über die Jahrtausende von Generation zu Generation von Hand zu Hand oder von Mund zu Mund weitergegeben. So hatte jeder Bootsbauer seine eigene Handschrift. Überregional wurden die Boote nicht eingesetzt, so dass zumindest immer ein Mindestanspruch in der Vergleichbarkeit der Boote innerhalb einer Region gegeben war. Für die traditionellen Festivals damals und auch heute ausreichend.
Mit der Entstehung einer internationalen Drachenbootszene und einer sportlichen Nutzung der Boote stiegen die Ansprüche und die Frage nach dem richtigen Bootstyp kam auf. Man kann sich leicht vorstellen, dass es zu diesem Thema viele Meinungen gab. Es mussten Tatsachen geschaffen werden.
Chris Hare, ein englischer Bootsbauer, hatte das Potential der Drachenboote bereits einige Jahre zuvor erkannt. 1993 hatte er in England bereits 50 Drachenboote aus Kunststoff in einem modernen Fertigungsverfahren hergestellt. Die Drachenbootszene auf der großen Insel war entsprechend groß und aktiv. Er hatte sein Drachenboot von einem originalen asiatischen hölzernen Hong- Kong Drachenboot direkt kopiert und somit auch alle handwerklichen und konstruktiven Fehler dieses Traditionsbootes übernommen.
Für die Drachenbootszene in England war das kein Mangel. Die Boote schwammen und das Paddeln machte Spaß, was wollte man mehr………
Als die Entwicklung des Drachenbootsportes in Deutschland weiter vorangeschritten war, erkannte man schnell, dass man mehr Boote benötigte. Die 6 Boote des Herrn Russ waren konstruktiv dem Singapore Bootstyp angelehnt, damit größer und wuchtiger als die Boote des Hong Kong Typs.
Der deutsche Drachenbootverband suchte nach einer Möglichkeit den deutschen Teams ein Serienboot zur Verfügung zu stellen. Manfred Russ war zwischenzeitlich Vizepräsident des Deutschen Drachenboot Verbandes. Der amtierend Präsident , Herr Rieger nutzte seine Kontakte zu einer bekannten Hamburger Handelsorganisation , der Hong Kong Tourist Association, die sich bereit erklärte, in England von Chris Hare einen alten abgelegten Formensatz zu kaufen und im Rahmen eines Sponsoring dem Deutschen Drachenbootverband zur Verfügung zu stellen.
Da Manfred Russ von der Leistungsfähigkeit und der Qualität der jungen BuK GmbH überzeugt war und diese Firma bereits über Erfahrungen im Drachenbootsbau verfügte, war es eine logische Entscheidung in diesem Unternehmen nachzufragen, ob ein Interesse bestehe, Drachenboote aus der alten englischen Form für den deutschen Markt zu produzieren.
Die Firma BuK war jung, man suchte Aufträge und hatte bereits ein gutes Gefühl für den sich ausbreitenden Drachenbootsport entwickelt. So kam es, dass 1994 eine Vereinbarung zwischen dem Deutschen Drachenbootverband und der BuK getroffen wurde. Der Verband nutzte seine bereits bestehenden Strukturen einen ersten Kundenkreis für die neuen Boote aufzubauen. Die BuK übernahm den Leistungsanteil den sie beherrschte, den Bau der Boote. Ein großes Problem stellte Anfangs die Beschaffung der Trommel und der Drachenköpfe und Schwänze dar. Aber auch hier half der Deutsche Drachenbootverband. Über Hong Kong Tourist Association wurden die Originalteile beschafft und so stand dem Bau und dem Vertrieb der leichteren und wettkampftauglicheren Hong Kong Drachenbootsklasse nichts mehr im Wege.
Die ersten Kunden innerhalb des Verbandes waren schnell zur Stelle. Über den Newsletter ( 4.8.1994) des DDV wurde die Information verbreitet, dass ab Frühjahr 1995 in Deutschland Drachenboote gebaut werden. Weiterhin wurde bekannt gegeben, dass die BuK in Deutschland die einzige zugelassene Werft für dieses Boot sei und dass das Boot vom Europäischen Drachenbootverband als Europäisches Drachenboot anerkannt worden ist. Die Bestellungen gingen danach zügig beim DDV ein und wurden von Herrn Rieger an die BuK GmbH weitergeleitet.
Die Freude in der Firma BuK war groß. Das junge Unternehmen wartete gespannt auf die Lieferung der Drachenbootformen aus England. Auch die Motivation war groß. Man wollte die Leistungsfähigkeit des Unternehmens unter Beweis stellen. Da war ein neues Produkt und ein neuer sich bildender Markt genau die Chance auf die man gewartet hatte und die man brauchte.
Die Ernüchterung kam an dem Tag, an dem die Drachenbootform geliefert wurde.
Es musste wohl die Form gewesen sein, in der Chris Hare in England die ersten 60 Drachenboote produziert hatte. Die Form war völlig verschlissen, bestand aus mehreren Teilen und man sah ihr an, dass sie von einem originalen hölzernen Drachenboot abkopiert wurde. Die Flächen waren in ihrer Flächengeometrie katastrophal, sie waren matt und zum Teil beschädigt, die Linienführungen ( Strakverläufe) waren nicht sauber. Das Fazit: In dieser Form konnte kein hochwertiges Drachenboot gebaut werden.
Außerdem fehlten jegliche Aussagen zum Ausbau des Bootes. Es taten sich eine Menge Fragen auf. Wo sind die optimalen Sitzbankpositionen ? Wo genau steht der Trommlerstuhl? Selbst die Position des so wichtigen Ruderbalkens war nicht klar.
Die erste Reaktion der BuK auf diese Probleme war ein sehr emotional geführtes Telefongespräch mit dem Vorsitzenden des DDV, Herrn Rieger. Dieser war sich des Problems nicht bewusst, da niemand im Verband die fachliche Kompetenz hatte, die Wertigkeit der Form einzuschätzen. Man hatte Schrott besorgt!
Ein Zurück war nicht mehr möglich, da bereits die ersten Bestellungen vorlagen. Der BuK GmbH wurde somit klar vor Augen geführt, wenn sie die Drachenboote nicht baut, dann wird sich ein anderer Bootsbauer finden, der schmerzfrei auch aus den mangelhaften Formen Drachenboote bauen wird.
So entschlossen sich die Geschäftsführer des Unternehmens die Herausforderung anzunehmen und das Beste aus der Situation zu machen.
Eine sehr aufwendige Formrestauration war erforderlich um die Flächen wieder auf Hochglanz zu bekommen und die Schäden zu beseitigen. Die Grundkonstruktion konnte jedoch leider nicht korrigiert werden. Die traditionellen Ungenauigkeiten blieben bestehen.
Aufwendige Recherchen und neue Überlegungen waren die Grundlage für die räumliche Positionierung der Duchten (Sitzbänke) des Trommlerstuhls und des Ruderbalkens. Alles sehr wichtige Details, die maßgeblichen Einfluss auf den Trimm des Bootes und somit auf seine Fahreigenschaften hatten.
Die Grundidee war, das neue Drachenboot modern zu präsentieren, jedoch einige traditionelle Elemente zu erhalten. So plante man zeitgemäß zu dem modernen Kunststoffrumpf auch pflegeleichte Kunststoffsitzbänke und Kunststoff Decksleisten.
Diese Variante wurde später wieder verworfen, da die International Dragon Boat Federation gerade durch den Werkstoff Holz das die Tradition bewahrende Elemente im Boot sehen wollte.
Der originale Drachenkopf- und Schwanz sowie die Trommel, alles Originalteile aus Hong Kong rundeten den Gesamteindruck des neuen Drachenbootes ab.
Das Boot konnte sich sehen lassen.
1995 wurden von diesem Bootstyp bereits 12 Boote gebaut und den Vereinen übergeben.
Die Kunden waren glücklich. Sie hatten ihr eigenes Drachenboot! Der Blick auf das Produkt war jedoch nicht sehr kritisch, man hatte keinen direkten Vergleich. So war es der Unzufriedenheit der Geschäftsführung der BuK geschuldet, dass man erkannte, dass dieses Boot nur eine Übergangslösung sein konnte.
Die Rumpfform war handwerklich sauber gearbeitet, hatte jedoch massive konstruktive Mängel. Was nützte das größte handwerkliche Können, wenn die Form das zur Verfügung stehende Werkzeug, nur Mittelmaß war? Der Drachenbootsport hatte sich zwischenzeitlich nicht nur in Deutschland weiterentwickelt. Neben vielen nationalen Verbänden, gab es bereits den Europäischen Drachenbootverband ( EDBF) und den internationalen Drachenbootverband (IDBF)
Das Besondere an der Situation war jedoch, dass sich aus einem traditionsverpflichteten Festival auf traditionellen Sportgeräten eine neue international aktive Fun- aber auch leistungsorientierte Sportart entwickelte, die jedoch noch nicht über die Sportgeräte verfügte, die einen fairen vergleichbaren Wettkampf ermöglichten. Zu viele Bootstypen, zu schlechte Materialqualitäten dominierten die Wettkämpfe. Es gewann nicht zwingend das besteTeam. Es gehörte immer auch ein wenig Glück dazu, im entscheidenden Wettkampf auch ein gutes Boot zu erhalten. Diese Situation führte zu Unzufriedenheit und einer Menge Diskussionen.
Die BuK GmbH andererseits konnte und wollte sich nicht mit der erzwungenen Qualität des von ihr gebauten Drachenbootes abfinden. Eine Lösung musste her. So wurde Ende 1995 ein Angebot erarbeitet und dem DDV vorgelegt. Das Konzept sah, auf der Grundlage der traditionellen Bootsdaten, eine völlig neue Bootskonstruktion vor. So sollte die Linieführung des Rumpfes optimiert werden und auch alle anderen konstruktiven Details mussten auf den Prüfstand. Ziel war es, ein einheitliches und vermessbares Drachenboot zu konstruieren und zu bauen und somit den Dachverbänden ein Klassenboot in die Hände zu geben das allen internationalen Standards entsprach.
Die Antwort des DDV war kurz aber eindeutig. „Wir wissen um die Notwendigkeit eines solchen Bootes. Der Verband hat für die erforderlichen Leistungen jedoch kein Geld“
Andreas Stankewitz, einer der beiden Geschäftsführer des Unternehmens, hatte sich vor Abgabe des Angebotes bereits intensiv mit der Historie und der Konstruktion der traditionellen Drachenboote auseinandergesetzt. Aus Interesse an der Sache, hatte er bereits 1993 begonnen ein Drachenboot zu konstruieren, dass sich an den Grundmaßen des Hong Kong Typs orientierte, andererseits aber allen Anforderungen an ein vermessbares Klassenboot gerecht wurde. Was zum damaligen Zeitpunkt niemand wusste, nach aktuellem Wissenstand war er weltweit der Erste, der ein Drachenboot konstruktiv bearbeitet hatte. Somit hatte er die Grundlage für das moderne, heute weltweit anerkannte Internationale Racing Standard Drachenboot gelegt.
Die BuK GmbH entschied sich 1995 diese eigene Konstruktion zu nutzen und auf eigene Kosten und eigenem Risiko mit dem Modell- und Formenbau zu starten. Der sofort nachfolgend gebaute Prototyp wurde dann dem völlig überraschten Deutschen Drachenbootverband vorgestellt.
Der Verband bescheinigte der BuK umgehend, nach Begutachtung und Testfahrt, dass dieses Boot allen Anforderungen gerecht wurde. Deutschland verfügte somit als erste Nation über ein vermessbares Klassen- Drachenboot.
Manfred Russ, der Mann der ersten Stunde, war zwischenzeitlich Präsident des DDV. Er informierte den Europäischen Drachenboot Verband über die Tatsache, dass es in Deutschland nunmehr ein Klassenboot gäbe, das höchsten Anforderungen gerecht wird.
Der Präsident des Europäischen Drachenboot Verbandes, Mike Haslam, initiierte daraufhin kurzfristig eine internationale Ausschreibung. Hintergrund dieser Entscheidung war die Tatsache, dass es mittlerweilen auch neben den Bootsbauer der 1. Stunde (Chris Hare) in England und der BuK GmbH bereits eine Firma in Italien ( Donoratico) und eine Firma in Holland gab, die Drachenboote produzierte.
Diesen Firmen sollte nun Gelegenheit gegeben werden ebenfalls eine eigene Bootskonstruktion zu erarbeiten. Am 27.9.1995 wurde in, London in den Geschäftsräumen des Europäischen Drachenbootverbandes, ein Meeting einberufen, zu dem alle Bootsbauer eingeladen waren. Jeder konnte so seine Entwicklung eines zukünftigen Europäischen Standard Drachenbootes präsentieren und vor der internationalen technischen Kommission verteidigen.
Herr Stankewitz von der BuK GmbH konnte mit seiner Präsentation der mitgebrachten Konstruktionszeichnungen eindrucksvoll beweisen, dass seine Konstruktion allen Anforderungen an ein vermessbares Klassendrachenboot gerecht werden würde.
Die eingereichte Konstruktion wurde vom EDBF als verbindlich erklärt.
Die offizielle Bestätigung erhielt die BuK GmbH, nach der Vorstellung des Prototypen und dessen Vermessung, auf der Tagung der European Dragon Boat Association am 22.4.1996 in Rom.
Die European Dragon Boat Association bedankte sich förmlich für den geleisteten Beitrag, den die Buk GmBH zur Entwicklung eines einheitlichen Europäischen Standard Drachenbootes geleistet hatte.
Die International Dragon Boat Federation zog unmittelbar nach dieser Entscheidung nach und akzeptierte das von BuK gebaute Drachenboot als „International Racing Standard Dragon Boat“
Das war der Ritterschlag…….
Zum damaligen Zeitpunkt war die BuK die einzige Firma weltweit, die den neuen Boootstyp bauen und als Klassenboot vertreiben durfte.
Durch die internationale Wahrnehmung des neuen Bootstyps in der Drachenbootszene dauerte es nicht lange und die ersten Bestellungen aus dem Ausland trafen ein.
Die Firma BuK GmbH betrat nun Neuland. Es wurde ein internationales Vertriebssystem aufgebaut, die ersten internationalen Veranstaltungen wurden besucht.
Der eingeschlagene Kurs war richtig. Von Jahr zu Jahr stieg die Anzahl der Drachenboot Bestellung. Der Anteil von Bestellungen aus dem Ausland nahm stetig zu.
1999 konnte die Firma Great White Nord in Toronto als Händler für das International Racing Standard Dragon Boat gewonnen werden. Mike Kerkmann, der Chef des Unternehmens und selber Organisator von Drachenbootevents hatte aber seine eigenen Vorstellungen von einem Drachenboot. Die amerikanische Drachenbootszene hatte sich bisher nicht an den Entwicklungen einer einheitlichen Drachenbootspezifikation, so wie in Europa vorangetrieben, beteiligt.
Man hatte eigene Ideen entwickelt und war auch nicht bereit diese speziellen Elemente der Bootskonstruktionen aufzugeben.
Die Unterschiede waren nicht gravierend. Wichtigster Unterschied war die Ausstattung der amerikanischen Boote mit 10 Sitzbänken , anstatt der 13 Bänke in den Europäischen Booten. Hinzu kam eine etwas andere Profilform des Decks.
Die BuK GmbH informierte den IDBF, dass sie Drachenboote nach Nordamerika exportieren wolle. Die darauf folgende Antwort war eindeutig. „Dieses ginge nur, wenn der amerikanische Markt das in Europa spezifizierte International Racing Standard Dragon Boat anerkenne.“
Nachdem bereits 6 Drachenboote nach den USA geliefert wurden und nun wiederum 10 weitere bestellt waren, musste die BuK eine Entscheidung fällen.
Den wirtschaftlichen Gesetzen folgend, entschied man sich für den Bau der dem amerikanischen Markt angepassten Drachenboote. So wurden Tatsachen geschaffen. Da die BuK GmbH ihre Urheberrechte an der eigenen Bootskonstruktion nie abgegeben hatte und auch keine vertraglichen Barrieren zwischen dem IDBF und der BuK standen, war diese Entscheidung möglich. Alle anderen, in den nachfolgenden Jahren zertifizierten Bootsbauer hatten keine Möglichkeit außerhalb des IDBF Reglements eigene Bootstypen zu entwickeln.
Diese Sonderstellung ermöglichte es jedoch Innovationen umzusetzen, die langfristig wieder der gesamten Drachenbootszene zu gute kamen.
2001 vergab der IDBF die Weltmeisterschaft nach den USA. Philadelphia bekam den Zuschlag als ausführende Stadt. Mike Kerkmann, der canadische Geschäftspartner erhielt den Zuschlag zur technischen Ausstattung der Veranstaltung. Dazu gehörten natürlich in erster Linie auch die vorhandenen BuK Boote.
Erstmalig in der Geschichte des Drachenbootsports wurden die Wettkämpfe auf einem einheitlichen Bootstyp ausgetragen. Alle Boote stammten aus einem Werkzeug, alle Boote waren technisch gleichwertig, alle Boote wurden in der BuK GmbH gebaut.
Die Resonanz der aktiven Sportler war überwältigend. Endlich faire Wettkämpfe. Den europäischen Teams fiel noch etwas anderes auf. Man hatte mehr Platz in den Booten!
Dieses positive Stimmungsbild der Basis blieb auch den Offiziellen des IDBF nicht verborgen, so wurde das von der BuK entwickelte Drachenboot „ American Style“ über Nacht vom Internationalen Drachenbootverband ( IDBF) anerkannt und konnte somit auch in Europa und dem Rest der Welt von allen Teams auf allen Veranstaltungen gefahren werden.
Ebenfalls im Jahre 2001 konstruierte Andreas Stankewitz das Junior Drachenboot. Die BuK GmbH übergab dem IDBF im gleichen Jahr, auf der Grundlage eines Vertrages, die entsprechenden Konstruktionsunterlagen. Auch dieses Boot erfreut sich seit dem einer wachsenden Beliebtheit in der Drachenbootszene.
Die jedes Jahr zu produzierenden Stückzahlen an Drachenbooten stiegen ständig. Eine Kapazitätssteigerung machte es erforderlich die gesamte Fertigungstechnologie zu überdenken. So entschied man sich die Montagezeiten in der Drachenbootfertigung drastisch zu senken. Das gelang auch durch die Einführung einer kompletten vorgefertigten Innenschale für das International Racing Standard Boat.
Das Ergebnis war eine Revolution in der Drachenbootszene. Das Design des Bootes wurde erheblich aufgewertet, auch einige noch vorhandene kleine Konstruktionsmängel konnten abgestellt werden.
Pünktlich zur Weltmeisterschaft 2005 in Schwerin war das neue Boot fertig. Hinzu kam, dass die BuK GmbH die in Schwerin stattfindende WM mit einem kompletten Bootspool auf Mietbasis ausstatten durfte. Alle am Start zur Verfügung gestellten Boote waren neu. Es gab nicht die geringsten Unterschiede in der Qualität. Die Spiele konnten beginnen und wurden sportlich als auch technisch ein Erfolg.
Der BuK GmbH wird von ihren Kunden eine weltweite Marktführerschaft auf dem Gebiet des Drachenbootbaus nachgesagt. Diese Marktführerschaft basiert in erster Linie auf eine über Jahre andauernde zuverlässige und berechenbare Marktpräsenz, auf eine ebenso verlässliche Qualität der Boote und nicht zuletzt darauf, dass das Unternehmen immer Innovativ tätig sein konnte, die vielen Hinweise aus der Drachenbootszene aufnehmen und konstruktiv umsetzen konnte.
Das Ergebnis von 17 Jahren Drachenbootbau kann sich sehen lassen.
Die BuK baute im Jahr 2008 ihr 1000. Drachenboot.
Mitlerweilen mehr als 1000 Drachenboote, geliefert auf alle Kontinente.
Wer konnte das damals ahnen, als ein Mann aus dem alten Westen im neuen Osten vorsprach und ein verrücktes Wasserfahrzeug bauen lassen wollte?
Was wäre wohl geschehen, wenn die Schweriner Bootsbauer damals nein gesagt hätten.
Sicher hätte es eine andere Entwicklung des Drachenbootsports gegeben.
Sicher ist aber auch, dass dann die Entwicklung des Drachenbootes nicht in Mecklenburg stattgefunden hätte.
Diese Story hätte nicht geschrieben werden können.
Mecklenburg wäre nicht so international präsent und um ein besonderes Highlight ärmer....
Lübesse, im Juli 2008
Andreas Stankewitz Bootsbaumeister und Geschäftsführer der BuK GmbH
BuK Boots- und Kunststoffbau GmbH | Werkstr. 6a | 19077 Lübesse | Fax: +49 3868 3001 26 | Telefon: +